Was Denker und Künstler vom Pinguin halten. Traktat einer depressiven Sardelle, aufgezeichnet von Eckart Goebel, in mare #30, Februar 2002:
§ 4 "Pinguine sind das reine Negative."
Theodor W. Adorno, deutscher Philosoph und Soziologe (1903-1969)
Es ist eine gute Gesellschaft im Frack, das gute Stück des 19. Jahrhunderts. Sie hat sich auf dem Eis versammelt, parlierend, sich fettend und wartend, abgeschottet gegen die grimmige Kälte ringsum. Die Abendkleider fehlen: Eine rein männliche Gesellschaft wartet im ewigen Eis auf die Farben, die die Frauen in das kalte Leben bringen. Hört man näher hin, ist man konsterniert über das endlose Geschnatter. So ist das nämlich mit den reinen Männerversammlungen: geschwätziger, als Frauen es je sein könnten. Worüber reden die Herren im Frack, während sie auf die Frauen warten?
Sie reden über die Kälte, der die feine Gesellschaft zu ihrem Leidwesen ausgesetzt sei. Warum, so fragt man sich, wandern die Pinguine nicht aus? Warum ziehen sie nicht nach Norden, dorthin, wo es wärmer wird, dorthin, wo die Farben und keine armen Sardellen mehr sind? Diese Gesellschaft braucht die Kälte, damit sie zusammenbleibt. Das Gejammer ist verlogen: Was täten Pinguine ohne Kälte? Und ohne Sardellen? Pinguine erheben erlittene Unlust zur Lust. Sie sind echte Kerle.
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